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Frauen an den technischen und ingenieurwissenschaftlichen Universitäten

Ab Ende der 1890er Jahre begannen Frauen, vor allem aus den österreichischen Kronländern ohne eigene Universität, um die Zulassung als Hospitantinnen an technischen Hochschulen anzusuchen. Diese wurde ihnen in Einzelfällen „ausnahmsweise“ genehmigt.

Ab 1913 gab es die Erlaubnis für Frauen, als außerordentliche Hörerinnen an der Technischen Hochschule Wien ausgewählte Lehramtsfächer (Darstellende Geometrie, Freihandzeichnen etc.) zu inskribieren (vgl. Mikoletzky: s.a.).

Ein ordentliches Studium an Hochschulen technischer Richtung und somit auch der Zugang zu IngenieurInnenberufen war Frauen in Österreich erst viel später möglich – durch eine Verordnung des Unterrichtssekretärs vom April 1919 wurde „die Inskription weiblicher Hörer an den technischen Hochschulen und der Hochschule für Bodenkultur ‚grundsätzlich’ gestattet“ (Mikoletzky: 1999, 22).

Die Jahrzehnte zwischen 1919 und 1945 können als die ‚Pionierzeit’ des technischen Frauenstudiums angesehen werden, in der sich Frauen erstmals in Ausbildung und Wissenschaft, aber auch im Berufsleben bewähren konnten. Es waren nur wenige, die die neue Möglichkeit auch tatsächlich ergriffen: Nur 20 der 65 im Studienjahr 1919/20 an der Wiener Technischen Hochschule neu inskribierten Hörerinnen waren ordentliche Studierende (die übrigen schrieben sich als außerordentliche Hörerinnen oder Gasthörerinnen ein)  – eine winzige Minderheit von rund 0,4 Prozent aller ordentlichen Hörer (vgl. Mikoletzky: s.a., 23f.).

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, vertrieben sie per Gesetz jüdische und politisch missliebige WissenschaftlerInnen aus ihren Positionen. Viele wurden im KZ ermordet, andere gingen ins Exil.

Schülerinnen an HTLs

Der Schülerinnenanteil an den technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen beträgt im Schuljahr 2011/12 österreichweit 15,6% (Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 2,7% und ist überdurchschnittlich in Vorarlberg (19,8%), Tirol und Wien (18,9%), der Steiermark (16,3%) und Salzburg (16%).

In Kärnten und Oberösterreich liegen die Schülerinnenanteile bei ca. 14%, in Niederösterreich und im Burgenland zwischen 11% und 12,6%. Nach Schularten liegt der Schülerinnenanteil in den Meisterschulen (44,6%) und Kollegs (38,8%) am höchsten. Bei den Fachrichtungen der 5-jährigen Höheren Lehranstalten weist traditionell "Kunst" einen Spitzenwert (70%) auf.

Überdurchschnittlich hoch sind die Werte auch in der "Medientechnik" (57,2%), im Bereich "Holz" (34,1%), in der "Chemie" (33,7%), der "Bautechnik" (21,2%), im „Wirtschaftsingenieurwesen/ Betriebsmanagement" (16,6%) und im "Werkstoffingenieurwesen" (15%).

Einstellige Anteile gibt es weiterhin in der "Informatik/ Informationstechnologie" (8,8%), der "Elektrotechnik/ Elektronik" (6,2%) und im "Maschineningenieurwesen/ Mechatronik" (4,2%).

Quellen

www.htl.at

http://www.frauenspuren.at/frauenspuren_gestern

Mikoletzky, Juliane (1995): Der „österreichische Techniker“: Standespolitik und nationale Identität österreichischer Ingenieure, 1850–1950. In: Plitzner, Klaus (Hg.): Technik, Politik, Identität. Verlag für Geschichte der Naturwiss. und der Technik, Stuttgart, S. 111–123

Mikoletzky, Juliane (1999): Eine Erfolgsstory mit Hindernissen. Zur Entwicklung der technischen Frauenstudiums in Österreich. In: ARGE Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen (Hg.): Frauen in der Technik von 1900 bis 2000. Das Schaffen der österreichischen Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen. ARGE Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen, Wien, S. 22–26

Mikoletzky, Juliane (2000): Precarious Victories: The Entry of Women into Engineering Studies in Austria, 1900–1945. In: Canel, Annie (Hg.): Crossing boundaries, building bridges. Comparing the History of Women Engineers 1870s–1990s. Harwood, Amsterdam, S. 159–187

Mikoletzky, Juliane; Georgeacopol-Winischhofer, Ute; Pohl, Margit (1997): „Dem Zuge der Zeit entsprechend …“ Zur Geschichte des Frauenstudiums am Beispiel der Technischen Universität Wien. WUV – Universitätsverlag, Wien