Viele Facetten

Gender- & diversityfreundlich
Medien gestalten

Geschlechtergerecht formulieren

Gender- und diversityfreundliche Kommunikation bedeutet, Menschen mit all ihren Unterschieden auch in der Sprache sichtbar zu machen. Wenn Frauen und Männer gemeint sind und angesprochen werden sollen, müssen Frauen und Männer explizit genannt werden. Frauen und Männer sollen gleichwertig und symmetrisch in der Sprache präsent sein.

Trotz vieler gegenteiliger Meinungen gilt: Bloßes „Mitmeinen“ von Frauen oder sogenannte Generalklausen, wie „Der folgende Text meint Frauen und Männer gleichermaßen, aufgrund der Lesbarkeit wird die männlich Form verwendet.“, sind nicht geschlechtergerecht und sollen vermieden werden. 

Wer Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen und Botschaften an beide Geschlechter adressieren möchte, muss beide explizit benennen.

Geschlechtsneutrale Formulierung, die Frauen und Männer anspricht.
Bespiel für geschlechtsneutraler Formulierung: "Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, im Namen des Vorstandes möchte ich Sie herzlich zur Bilanz-Pressekonferenz '11 einladen. Dank der ausgezeichneten Leistung unserer MitarbeiterInnen konnte das starke Be

Lese-Tipp: Psychologische Untersuchungen der Uni Freiburg belegen die bewusstseinsbildende Rolle der Sparache.

Relevanz

Sprache sozialisiert, schafft Wirklichkeit, setzt Signale und hat Vorbildwirkung. Kommunikation ist ein Wechselspiel zwischen SenderIn und EmpfängerIn. Sie funktioniert dann gut, wenn EmpfängerInnen einer Botschaft (= Ihre Zielgruppe) „abgeholt“ werden.

Daher ist es wesentlich, weibliche und männliche NutzerInnen gleichermaßen anzusprechen – als Kundinnen und Kunden, als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, als Auftraggeberinnen und Auftraggeber, als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Sprechen Sie Frauen und Männer in ihrer Vielfalt an, so ist es Ihnen besser möglich, diese für Ihre Organisation/ Ihr Unternehmen zu begeistern.

Tipps & Umsetzungsschritte

Bei geschlechtergerechtem Sprachgebrauch geht es also darum, alle handelnden Personen – Frauen UND Männer – in Wort und Schrift sichtbar zu machen sowie eine Symmetrie zwischen Frauen und Männern herzustellen. Dafür gibt es kein Patentrezept, kreatives Formulieren ist und bleibt gefordert.

  • Sprache bedeutet Kreativität. Geschlechtergerechte Sprache bedeutet, einen kreativen Umgang damit zu pflegen, sichtbar zu machen, von welchen Personen geschrieben oder gesprochen wird.
  • Denken Sie bei der Formulierung der Texte immer an Frauen UND Männer.
  • Vermeiden Sie Sprachbilder, die klischeehafte Vorstellungen von Frauen und Männern reproduzieren. Das gilt für Geschriebenes ebenso wie für Bilder, die zur Illustration von Texten verwendet werden.
  • Vermeiden Sie abwertende Bezeichnungen („Fräulein“) und stellen Sie Frauen nicht in Abhängigkeit vom Mann dar („Dem Hans Krankl seiner Frau ihr Stadion“).
  • Vermeiden Sie Vergleiche zwischen Menschen und Tieren („zwei kesse Bienen“ „Sie regen sich schnatternd auf“). Stellen sie Menschen nicht wie Objekte dar („Die Männer liegen den Tänzerinnen zu Füßen“).
  • Unterschiedliche Formen von geschlechtergerechter Sprache innerhalb eines Textes sind möglich – achten Sie dabei auf gute Lesbarkeit.
  • Vergewissern Sie sich, dass auch Funktionsbezeichnungen geschlechtergerecht formuliert werden.
  • Überprüfen Sie Ihre fertigen Texte, indem Sie diese nach Möglichkeit laut lesen. So erkennen Sie, ob der Text gut und flüssig lesbar ist.

Zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch gibt es spezifische Richtlinien und Sprachleitfäden von Ministerien, Verwaltungseinheiten, großen Organisationen und Unternehmen.

Geschlechtergerechte Sprache - konkret

Um Frauen und Männern sprachlich "sichtbar" zu machen, gibt es folgende Möglichkeiten geschlechtergerechter Schreibweise:

Vollständige Paarform

Durch die Verwendung der vollständigen Paarform werden Frauen und Männer nebeneinander gleichermaßen genannt. Dabei wird die weibliche Form immer zuerst genannt (z. B. Abteilungsleiterin und Abteilungsleiter, Bewerberinnen und Bewerber, Bürgerin und Bürger etc.; „Wir suchen noch eine Studentin oder einen Studenten für den Bibliotheksdienst“).

Vollständige Paarform mit Schrägstrich

Weibliche und männliche Form mit Schrägstrich sichtbar machen (z. B. die Abteilungsleiterin/ der Abteilungsleiter).

Verkürzte Paarform mit Schrägstrich

Die weibliche Endung eines Wortes wird mit einem Schrägstrich direkt angehängt. Diese Form kann zum Einsatz kommen, wenn aus Platzgründen bei der vollständigen Paarform auf die Konjunktionen „und“/ „oder“ verzichtet wird (z. B. „Abteilungsleiter/in“, „die/ der Antragsstellende muss unterschreiben“).

Kurzform mit Binnen-I

Weibliche und männliche Form werden durch das sogenannte große „I“ (Binnen-I) sichtbar gemacht (z. B. „AbsenderIn“, „VertreterIn“, „TechnikerIn“, „IngenieurIn“ etc.).

Machen Sie bei der verkürzten Paarform mit Schrägstrich und bei der Kurzform mit dem Binnen-I immer die Weglassprobe: Beim Weglassen des Schrägstrichs bzw. des „In“ oder „Innen“ muss immer noch ein sinnvolles, grammatikalisch richtiges Wort vorhanden sein. Überprüfen Sie dabei auch die richtige Verwendung aller erforderlichen Artikel.

Das Binnen-I ...
Wort mit Binnen-I
... und die Weglassprobe.
Weglassprobe

Ein Unterstrich ("Mitarbeiter_innen") wird auch Gendergap oder Geschlechter-Zwischenraum genannt und macht darauf aufmerksam, dass es mehr als zwei Geschlechter sowie Geschlechtsidentitäten zwischen und jenseits der Frau-Mann-Dualität gibt.

Um lange Wortkonstruktionen zu vermeiden, gibt es folgende Möglichkeiten:

Umformulierungen

Aus stilistischen Gründen und zur Verbesserung der Lesbarkeit sind Umformulierungen oftmals sinnvoll. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Umschreibung mit einem unpersönlichen Pronomen: jene, alle, wer etc.
  • Verwendung von Adjektiven statt Nomen: beratende Tätigkeit (statt: BeraterInnentätigkeit)
  • Passivformen: Für die Bewerbung muss ein Formular ausgefüllt werden (statt: Die Bewerberin/ der Bewerber muss ein Formular ausfüllen.); Nach dem Absolvieren des Kurses sind alle berechtigt, ... (statt: Die Absolventinnen und Absolventen des Kurses sind berechtigt, …); Sie sind teamfähig und erfahren (statt: Wir suchen eine/n erfahrene/n und teamfähige/n Mitarbeiter/in)
  • Mehrzahl verwenden (z. B. „Alle, die …“, „Personen, die …“)

Geschlechtsneutrale Formen

In Texten, die knapp formuliert werden, sind geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden. Bei allgemein gehaltenen Schriftstücken (Gesetzestexte, Formulare etc.) sind neutrale Formulierungen aus stilistischen Gründen und zur Verbesserung der Lesbarkeit gut geeignet.

  • Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen: Person, Mitglied, Persönlichkeit, Elternteil etc.
  • Wortzusammensetzungen mit -person, -kraft, -hilfe, -leute: Arbeitskraft, Auskunftsperson, Lehrkraft, Führungskraft etc.
  • Personenbezeichnungen, die nur im Plural geschlechtsneutral sind: die Studierenden, die Teilnehmenden, die Vorsitzenden (aber: die Studierende und der Studierende bzw. die Teilnehmende und der Teilnehmende)

Geschlechtsneutrale Institutions-, Funktions- oder Kollektivbezeichnungen

Administration, Sekretariat, Direktion, Leitung, Vertretung, Team, Gremium, Belegschaft;

Auch bei Funktionsbezeichnungen und Abkürzungen von Titeln soll das Geschlecht berücksichtigt werden. Für akademische Titel gilt, dass diese in der Langversion und in abgekürzter Form immer geschlechtergerecht geführt werden sollen:

  • Diplom-Ingenieurin (Dipl.-Ing.in) - Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.)
  • Doktorin (Dr.in) - Doktor (Dr.)
  • Magistra (Mag.a) – Magister (Mag.).
  • Die akademischen Grade BA und MA für Bachelor bzw. Master haben im Deutschen nur eine Form und bleiben immer gleich.

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